„Kirche erfüllen und verändern“ – Nienburger Zeitung vom 07.09.2015

Kirche erfüllen und verändern

[Das Konzert wurde vom NDR mitgeschnitten. Unser Set wird am Samstag, den 31.10.2015 ab 22:05 Uhr auf NDRinfo gesendet.]

Jazz-Konzert setzt neue Akzente
VON BEATE NEY-JANSSEN

Loccum. Die Loccumer Klosterkirche in neuem Licht, gleich zwei spannende wie auch entspannende Konzerte und ein überaus begeistertes Publikum: die Verbindung von Jazz und Choral vom „Duo Waves“ und dem „Tord Gustavsen Trio“ hat Akzente gesetzt.

Eisblau sind die Orgelpfeifen angestrahlt worden, in sanftem Orange leuchteten manche der Sandstein-Wände. Irgendwo dazwischen, im und vor dem Chorraum, haben die beiden Gruppen gespielt, haben Jazz präsentiert und dabei einen Bogen zur Kirchenmusik geschlagen.

Daniel Stickan an der Orgel und Uwe Steinmetz am Saxophon – gemeinsam als „Duo Waves“ – haben den Anfang gemacht. Jazz als kirchliche Gegenwartskultur zu etablieren ist ihr Anliegen, das machen sie an vielen Orten nicht nur in Deutschland und nun haben sie es eben in Loccum getan. Spannend, irgendwie ganz anders und mit dem von ihnen favorisierten Brückenschlag haben die beiden Musiker ihre Kompositionen vorgetragen und zum Ende des gar zu kurzen Konzertes nicht nur Minuten langen Beifall bekommen, sondern auch leichte Enttäuschung darüber, dass ihnen keine Zeit für Zugaben blieb. Zu diesem Zeitpunkt war es angesichts des fortschreitenden Abends nämlich bereits höchste Zeit für einen kleinen Umbau, damit auch der zweiten Gruppe des Abends noch genügend Aufmerksamkeit gezollt werden konnte.

Für sie – für das „Tord Gustavsen Trio – hatte es schwerwiegende Vorbereitungen gegeben. Einen Flügel die Stufen zum Altarraum hoch tragen zu müssen, ist eben keine Kleinigkeit. Die Mühe hat sich indes gelohnt, denn am Flügel saß schließlich Gustavsen – der als einer der renommiertesten Vertreter des skandinavischen Jazz gilt. Der Gesang, den er begleitete, hatte allerdings zumindest im Zungenschlag keinerlei skandinavische Anflüge. Sanft, schmeichelnd und ausdrucksstark sang Simin Tander in der Sprache ihres afghanischen Vaters – in Paschtu – zu dem, was Gustavsen angelehnt an alte skandinavische Kirchenlieder komponiert hatte. Das Publikum lauschte dem so intensiv, dass eine fallende Stecknadel zu hören gewesen wäre.

Organisiert hat die Evangelische Akademie Loccum dieses Konzert. Deren Studienleiterin Julia Koll hatte zu Beginn gesagt, dass es die Kirche erfüllen und verändern werde. Ein Versprechen, das die Musiker gehalten haben.