Lebensklänge 2016 – „Offenheit braucht Mut“

(Picture: Eric Schaefer, Drums)
Wir freuen uns sehr, dass unsere besondere Mischform aus Jazzkonzert und Gottesdienst in Lüneburg mittlerweile so etabliert ist, dass wir uns über sehr regen Besucherzuspruch freuen dürfen und auch die Finanzierung auf festen Beinen steht. Wir hatten mit Eric Schaefer, Simin Tander, Henning Sieverts und Florian Poser großartige musikalische Gäste und freuen uns schon auf die Vorbereitungen für das kommende Jahr.
Die Landeszeitung hat dem ersten Abend (Gastmusiker: Eric Schaefer, Drums und Percussion) in der Landeszeitung einen größeren Artikel gewidmet:

Offenheit braucht Mut

von Hans-Martin Koch

Das Motto passte natürlich ideal zu dem, was sich mit zeitgenössischem Jazz verbinden lässt: „Fragmentarisch“. Die Bibel weiß auch etwas dazu, und Pastor Eckhard Oldenburg griff am ersten „Lebensklänge“-Abend in St. Nicolai das Motto zitierend auf: „Denn das, was wir erkennen, sind nur Bruchstücke.“ Das, was wir, also die vielen Besucher der Kirche, anschließend zu hören bekamen, folgte dem: Jazz, der sich Bruchstücke aus Melodien und Themen zuwarf. Und wie es so ist im Jazz, im Leben und im Glauben – viel Bruchstücke können sich zu etwas Sinnhaftem zusammenfügen. Das Offene ist oft besser als das Abgeschlossene.

„Lebensklänge“ ist ein wunderbares Format, um der Kirche eine zeitgemäße, herausfordernde und zugleich sinnliche Musik zu geben und diese mit Gedanken sinnhaft zu verbinden. Organist und Pianist Daniel Stickan, der gleichermaßen in Jazz und Kirchenmusik beheimatet ist, und Saxophonist Uwe Steinmetz haben diese Reihe vor fünf Jahren ins Leben gerufen. Sie setzt einen spannenden Kontrast zu den beliebten sommerlichen Orgelzyklen, nicht als Konkurrenz, sondern als Erweiterung.

Stickan lässt von der Orgel Akkorde schwappen, das Saxophon legt darüber Fragmente von Melodien, und dann ist da noch der Schlagzeuger Eric Schaefer als Gast. Er spielt einen autonomen Part hinzu, extrem einfühlsam, und gemeinsam führen sie den Klang erst von der Orgelempore, später vom Altarraum aus zu gelegentlich gewaltigen Crescendi – und wieder zurück, wo sich Jazz dem Wohlklang verpflichtet.

Über den Tod als großen Fragmentierer sprach Pastor Oldenburg und darüber, wie denn das Unvollendete und Fragmentarische eines Lebens sich passend harmonisieren lassen könne. Dann kam zunehmend die Theologie in die Musik, mit einer Improvisation auf den Bach-Choral „Vor deinen Thron tret ich hiermit“ kam der Abend ans Ende. Langer Beifall für die ausgezeichneten Musiker schloss sich an. So viel, dass eine Zugabe folgte, was nach dem eigentlich abgerundeten Programm nur bedingt passte.

„Sinnhaft“ geht es weiter, so lautet das Motto des zweiten Abends am Mittwoch, 27. Juli um 20.30 Uhr. Dann haben Stickan/Steinmetz den Bassisten Henning Sieverts als Dritten im Bunde, den theologischen Impuls wird Annegret Bettex beisteuern.
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